Am Dienstagabend lud die Stadtwerkstatt in das Volkshaus Auwiesen, um über die Gefährlichkeit des Stadtteils im Linzer Süden zu diskutieren. Das Mitteilungsbedürfnis war unter den Anwesenden durchaus kein kleines. Am Podium nahmen Tomislav Dautovic vom Stadtteilbüro Auwiesen, der Publizist Franz Fend, André Patrick Chouchanian, Leiter des Schörgenhuber Jugendzentrums „Fjutscharama“ und Markus Kapl, einer der Autoren der Studie „Mythos Auwiesen“ an der Diskussion teil. Zu Wort sollte sich im Laufe des vom Soziologen Günther Ziehlinger moderierten Abends aber vor allem das Publikum melden.
Nachdem das Podium die Eingangsfrage, ob Auwiesen nun tatsächlich gefährlich sein, einhellig verneint und Franz Fend erste Thesen zum Sicherheitsempfinden und seiner medialen Bedingtheit postuliert hatte, meldete sich der Saal zu Wort. Aufgeschlitzte Reifen, von Jugendlichen und Drogenabhängigen okkupierte Kinderspielplätze, zerbrochene Flaschen und Alkoholmissbrauch bestimmten fortan die Wortmeldungen. Die Klagen über Vandalismus und Lärmbelästigung wollten nicht abreißen. Im Lauf des Abends sollte das Franz Fend dazu verleiten, eine seiner Thesen zu korrigieren: nicht die Medien machten den Ruf Auwiesens zunichte sondern die BewohnerInnen selbst. Nach und nach differenzierte sich allerdings dieses Bild, und die negativen Erlebnisberichte einzelner AnwohnerInnen erfuhren positiven Widerspruch. Es seien nicht nur die Jugendlichen schuld, die man allzu oft pauschal beschuldigen würde, außerdem ließe sich so mancher Konflikt durch selbstbewusstes Einschreiten unmittelbar lösen.
Eine gewisse Frustration war im Lauf des Abends dennoch deutlich spürbar. Auch die Wortmeldungen anwesender Jugendlicher verrieten Resignation, reichten aber von „in Auwiesen wird sich nie etwas ändern“ immerhin bis zur Hoffnung, man könne gemeinsam Lösungen finden und die Kluft zwischen Erwachsenen und Jugendlichen überwinden. Dass diese massiv existiere bestätigte auch Studienautor Markus Kapl. Für ein großes Misstrauen zwischen (Mittel-)Alt und Jung lieferte der Abend tatsächlich einige Beweise. Dies schlug sich auch in den Wortmeldungen einiger Lehrer und ehemaliger Jugendbetreuer nieder, die genau dieses Faktum besorgt ansprachen.
Ãœber die Probleme zu reden, das könnte in Auwiesen allerdings durchaus funktionieren. Auch wenn es im Rahmen der Diskussion vor allem um die Behauptung der eigenen Perspektive ging, viel auch um Beschwerde und Frust – immerhin stellte man sich dem Thema. Wenn die vertretenen Standpunkte einmal in Bewegung geraten, scheint es nicht ausgeschlossen, dass man sich auch aufeinander zubewegt. Die nicht nur im Stillen gehegte Hoffnung, der Eingriff von außen könne Probleme lösen, muss sich dazu allerdings erst einmal als eine falsche erweisen. Keine Exekutive, kein politisches Machtwort kann gegen das medial angefütterte Misstrauen ankommen, mit dem sich (ein Teil?) von Auwiesen selbst anzweifelt. Und auch das seit Jahresbeginn installierte Stadtteilbüro wird so manche Hoffnung auf den Paukenschlag nicht einlösen können. Es ist in erster Linie dazu da, zuzuhören und aufzuspüren; es kann maximal zu mehr Kommunikation anstiften. Die soziale Beziehungsarbeit jedoch muss von den BewohnerInnen selbst geleistet werden, oder wie es Tomislav Dautovic ausdrückt: „Wir bieten Ihnen sicher keine Lösungen, das verspreche ich Ihnen.“ Â
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